Mein Onkel F.C. Gundlach - im U2 Magazin

Ich habe einen berühmten Onkel...

Mein Onkel F.C. Gundlach ist einer der wichtigsten Mode-Fotografen Deutschlands, eine Institution, für mich aber nur mein Onkel. 

 
 

Genauso berühmt in Hamburg ist das Modehaus UNGER am Neuen Wall in Hamburg. Das Team von Ungers Hochglanz Kundenmagazin  U2 Magazin bat mich, einen Text über meinen Onkel zu schreiben.

Herausgekommen ist ein sehr persönliches Portrait, über den unbekannten Familienmensch F.C. Gundlach. Angekommen, das Magazin war in meinem Briefkasten - und ich habe es ungeduldig sofort geöffnet. 

Hier ist das Cover der "Art-Issue" das aktuelle Heft des U2 Magazins.

F.C. Gundlach – genauer Franz-Christian Gundlach – ist eine Ikone der deutschen Fotografie und vereint so vieles in einer Person: Er ist Modefotograf, Unternehmer, Professor für Fotografie, Sammler und Gründungsdirektor des Hauses der Photographie in Hamburg. Für mich ist er aber vor allem, und das sage ich mit viel Stolz, mein Onkel!

Aus dieser ganz persönlichen Perspektive möchte ich hier zum ersten Mal über F.C., den Familienmenschen schreiben, der weit weniger bekannt ist. Im Juli ist F.C. 93 Jahre alt geworden. Er kämpft mit dem Vergessen, ist aber immer noch er selbst, ein humorvoller Mann, stets elegant gekleidet, ein Gentleman und ein wunderbarer Geschichtenerzähler. Die Vergangenheit ist in ihm lebendig und er erinnert mühelos kleinste Details seines faszinierenden Lebens. Um den Familienmenschen F.C. Gundlach kennenzulernen, muss man in seine Geschichte eintauchen: F.C., wie ihn auch in der Familie alle nennen, ist der ältere Bruder meines Vaters Gerhard Gundlach.

Geboren und aufgewachsen sind beide im nordhessischen Heinebach. Anfang der 50er-Jahre verließ F.C. Heinebach, ging erst nach Stuttgart und dann schließlich nach Hamburg. Jahre später ist ihm meine Familie nachgefolgt. Meine Großeltern, also F.C.s Eltern, hatten einen Gasthof, der das Herzstück des Dorfes war. Der Familie und allen im Dorf war immer klar, dass F.C. ihn einmal übernehmen würde, nur F.C. hatte ganz andere Pläne.

Meine Großmutter erkannte sehr früh F.C.s Talent zur Fotografie und hat ihn ermutigt und gefördert. Sie schenkte ihm seine erste Kamera, eine Agfa-Box mit Selbstauslöser – mein Vater und seine Freunde waren die ersten Modelle. Seine glückliche Kindheit wurde durch den 2. Weltkrieg jäh beendet. F.C. machte 1943 sein Notabitur, wurde direkt zur Armee eingezogen und mit 17 Jahren Luftwaffenhelfer. Es folgte eine traumatische Zeit für ihn, über die er erst sehr spät mit uns sprechen konnte und die ihn auch mit 93 noch stark beschäftigt. Nach dem Krieg kam F.C. zuerst in amerikanische und dann in französische Kriegsgefangenschaft und es grenzt an ein Wunder, dass er beide Lager überlebte. Es war meine Großmutter Katharina, die durchsetzungsfähige Frau, die ihm damals mit ihrem resoluten Einsatz das Leben rettete. F.C. verehrte seine Mutter und sie vergötterte ihn, zu seinem Vater hatte er hingegen ein eher schwieriges Verhältnis. Als F.C.s Vater Heinrich Gundlach Anfang der 50er-Jahre mit nur 59 Jahren starb, konnte F.C. bereits erste Erfolge als Fotograf feiern.

Im Jahr 1949 erschienen Starporträts, Reportagen und Modeberichte in Film Revue, Elegante Welt, Film und Frau und dem Stern. 1951 ging er nach Paris und hatte dort eine erste Ausstellung in der Librairie Jean Robert. Meiner Großmutter war es immer wichtig zu betonen, wie froh sie war, dass F.C.s Vater diesen Erfolg noch miterlebt hatte. Für F.C. war es neben der Fotografie vor allem das Reisen, was er besonders geliebt hat, und all die Modeproduktionen rund um die Welt haben ihn geprägt und glücklich gemacht. So reiste und reiste er, während mein Vater und ein wachsendes Team an Mitarbeitern ihm zu Hause den Rücken frei hielten. Die Familie hielt zusammen: Als meine Eltern 1956 heirateten, war F.C. der Hochzeitsfotograf, und als mein Bruder Franz-Christian geboren wurde, wurde er sein Patenonkel. (Deshalb auch der gleiche Name, das war so üblich im Hessen der 50er-Jahre.)

Sei klar, sei selbstbewusst und denk nicht zu viel nach. Das Schöne an deiner Geschichte ist, dass sie sich immer weiter entwickeln wird – und deine Website mit ihr. Dein Ziel sollte darin bestehen, dass sie sich im Hier und Jetzt richtig anfühlt. Alles Weitere kommt von selbst. Das tut es immer.

In meinem Geburtsjahr 1961 machte mein Onkel weite Reisen nach Japan und Hongkong und fotografierte die junge Romy Schneider in Hamburg. Das Bild wurde eines der bekanntesten seines Werks und ist mein Lieblingsbild! Mein Onkel kam immer zu Weihnachten zu uns – und alle waren schon im Vorfeld aufgeregt, wie es ihm wohl ergangen war. Wir sahen ihn wenig, aber wenn er kam, war er für meinen Bruder und mich der beste Onkel der Welt und auch sehr großzügig! Insgesamt waren meine Gefühle gegenüber F.C. während meiner Kindheit eine Mischung aus Bewunderung und großem Respekt. Auch wenn ich mich immer sehr über seine Besuche freute, muss ich gestehen, dass ich ihn zuweilen aus Ehrfurcht eher gemieden habe.

Völlig grundlos, wie ich später, noch rechtzeitig, feststellte.

Irgendwann erfuhren wir Kinder, dass ein Umzug nach Hamburg anstand, ich war als Einzige begeistert. Wir verließen das schiefe und krumme Fachwerkhaus in Heinebach und zogen in ein modernes Reihenhaus in den Hamburger Elbvororten. Das war 1967, das Jahr, in dem die Brüder Gundlach die Firma CC (Creative Color) gründeten, auf die vier Jahre später PPS (Professional Photo Service) folgte, ein Dienstleistungsunternehmen für Fotografen mit Fotolaboren, Rent-Studios, einer Fachbuchhandlung und später mit der ersten Foto-Galerie Deutschlands.

Bei PPS galt: Alle Gundlachs arbeiten mit. Mein Vater war Chef der Finanzen und meine Mutter Louise Chefin der Küche. Sie bekochte die dünnen Models mit anständiger Hausmannskost und wurde dafür gefeiert. Ihr Lieblingsmodel war Uschi Obermeier, mit der sie übers Essen fachsimpelte und sich über die Vorteile der Schnellkochtöpfe austauschte. Und F.C.? Der fotografierte, reiste um die Welt, begann auszustellen und zu sammeln! Mein Bruder und ich sahen also nicht viel von ihm,aber wenn er sich Zeit für uns nahm, war das immer ein großer Spaß. Mitte der 70er-Jahre waren wir im richtigen Alter, dass F.C. etwas mit uns anfangen konnte. Unvergesslich ist uns bis heute der Besuch im angesagtesten französischen Restaurant Hamburgs. F.C. hatte es sich fest vorgenommen, seiner Nichte und seinem Neffen die Haute Cuisine näherzubringen – es hat ihm große Freude bereitet, uns mit Froschschenkeln, Schnecken und anderen Köstlichkeiten zu „quälen“.

Wir mussten alles einmal probieren, ohne Zwang es aufzuessen, und eine Lektion in Etikette, Weinkunde und eine Mousse au Chocolat zum Abschluss gab es auch noch gratis. Das Familienleben im Bunker: Die PPS-Fotostudios waren im Hochbunker auf St. Pauli und unsere ganze Familie traf sich dort, so oft es ging. 

Ich liebte es als Kind bei den Fototerminen dabei zu sein. Mode, Models und Modeschmuck übten eine magische Anziehungskraft auf mich aus. Genau dann und dort habe ich für mich entschieden Moderedakteurin zu werden. F.C.s Modestrecken für Brigitte habe ich so sehr geliebt, dass ich Modesesign studierte, um bei der Brigitte arbeiten zu können. Als ich dort 1987 als Assistentin anfing, machte F.C. allerdings nur noch genau zwei Fotostrecken für das Heft. Sehr schade! Grund dafür war, dass F.C. sich zu sehr in seiner Kreativität eingeengt fühlte. Einst waren er und die legendäre Modechefin Barbara Buffa es, die über das Layout seiner Fotos im Heft entschieden, nun gab es jedoch einen Art-Direktor für diese Aufgabe, das war nicht F.C.s Ding. 

Nach 24 Jahren intensivster Zusammenarbeit, 5.500 redaktionellen Seiten, 180 Titelbildern war Schluss mit Brigitte, er beendete den Exklusivvertrag und leider endete damit auch meine Gelegenheit, mit ihm als Stylistin zu arbeiten, was ich bis heute sehr bedauere! PPS wurde verkauft und F.C. begann sein zweites Leben als Professor für Fotografie an der Akademie der Künste in Berlin. Es begann die Phase der Aufarbeitung seines Werks und die Phase der Ausstellungen und der Auszeichnungen für sein Lebenswerk. 2000 gründete er die Stiftung F.C. Gundlach, die sein fotografisches Erbe bewahren und ausbauen soll. F.C. hat sein aufregendes Fotografen-Leben genossen, im Alter ist er ruhiger und familiärer geworden, er genießt jetzt Familienfeiern.

Bilder: F.C.Gundlach/ Susanne Gundlach/ U2 Unger Magazin

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